BMW R 4

BMW R 4

Die im Jahr 1932 erschienene BMW R 4 war ein Einzylinder-Motorrad von BMW mit einem Hubraum von 400 cm³.

Geschichte

Da BMW keinen Nachfolger der R 52 in der 500-cm³-Klasse hatte, wurde die BMW R 4 mit gleicher Leistung wie die R 52 als kostengünstiges Motorrad der Mittelklasse zwischen der steuer- und führerscheinfreien R 2 und den Zweizylinder-Modellen der 750-cm³-Klasse auf den schwierigen Markt zur Zeit der Weltwirtschaftskrise gebracht. Die Serienfertigung lief im Dezember 1931 an, sie wurde von BMW als Geländesport-Modell angeboten mit einem Verkaufspreis von 1250 Reichsmark. Ab 1933 bis zum Produktionsauslauf 1937 kostete die R 4 nur noch 1150 Reichsmark.[1]

Technik

Motor

Der längs eingebaute Motor mit stehendem Zylinder, voll gekapseltem Ventiltrieb und hängenden Ventilen leistete 12 PS (9 kW) bei 4000/min.

Der Hub des Motors beträgt 84 Millimeter. Das BMW R 4 war damit das erste Motorrad mit einem Motor dieser längsten Hubspanne aller BMW-Motorräder. Nur die später gebauten Modelle BMW R 3 und BMW R 35 besaßen Motoren mit einer identischen Hublänge.

Die Batteriezündung wird von einem durch die Nockenwelle betätigten Unterbrecher gesteuert, der vorn am Motor in einem zylindrischen Gehäuse sitzt. Die Batterie ist links hinter dem Motor angebracht.

Antrieb

Die R 4 hatte ein handgeschaltetes Getriebe mit Antriebswelle auf der rechten Seite des ungefederten Hinterrades.

BMW bezeichnete die Kraftübertragung vom Getriebe zum Hinterrad als „Kardanantrieb“, die Antriebswelle als „Kardanwelle“ und das Getriebegehäuse am Hinterrad als „Kardangehäuse“ – technisch richtig war es lediglich ein Wellenantrieb des Hinterrades, da es keine Kardangelenke gab.[2]

Das Getriebegehäuse war direkt an das Motorgehäuse angeflanscht. Die Eingangswelle wurde direkt von der Einscheiben-Trockenkupplung im Schwungrad der Kurbelwelle angetrieben. Die Ausgangswelle trieb über eine Hardyscheibe in direkter Verlängerung die Antriebswelle an.

Der Kickstarter war auf der rechten Seite angeordnet – ein Beiwagenbetrieb war nicht vorgesehen.

Rahmen und Fahrwerk

Der Rahmen besteht aus zwei gepressten Stahlblechhälften mit vier vernieteten Traversen und dem Lenkkopf. Eine Hinterradfederung gab es nicht („Starrrahmen“), die Vordergabel besteht aus zwei Gabelscheiden, die mit eingenieteten Blechen verstärkt waren. An der Gabel saß eine gezogene kurze Schwinge, die sich an einer neunlagigen Blattfeder unterhalb des Scheinwerfers abstützte. Die Innenbacken-Trommelbremsen an Vorder- und Hinterrad waren dem damaligen Stand der Technik entsprechend als Halbnabenbremsen ausgeführt, mit 180 mm Durchmesser und vorne über Seilzug und hinten über Bremsgestänge betätigt.

Versionen

Die BMW R 4 wurde in 5 Serien produziert.

Die Serie 1 ab 1931 hatte einen rechtwinklig zur Fahrzeuglängsachse betätigten Kickstarter.

Bei der Serie 2 ab 1933 wurde der Kickstarter parallel zur Fahrzeuglängsachse angeordnet. Der erhöhte Bauaufwand durch die Kegelradumlenkung ermöglichte dann aber das Antreten ohne abzusteigen. Das Getriebe wurde von drei auf vier Gänge geändert.

In den Handbüchern wurden im Lauf der Produktionszeit Begriffe eingedeutscht: „Typ“ wurde zu „Baumuster“, „Kickstarter“ zu „Fußanwurfhebel“.[2][3]

Technische Daten

Kenngröße BMW R 4, Serie 1
Bohrung 78 mm
Hub 84 mm
Hubraum 398 cm³
Leistung 12 PS (9 kW) bei 4000 min−1
Leergewicht 137 kg
Gesamtgewicht 337 kg
Tankinhalt 10 L

Siehe auch

Literatur

  • Udo Stünkel: BMW-Motorräder Typenkunde : Alle Serienmodelle ab 1923. Delius Klasing, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-7688-2451-4. 
Commons: BMW R 4 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • BMW R 4. In: BMW Geschichte. BMW AG, abgerufen am 19. Dezember 2015 (Dossier des BMW Group Archivs). 
  • Ersatzteilliste für die Krafträder BMW R 2 / 200 ccm, R 3 / 300 ccm, R 4 / 400 ccm. In: BMW Geschichte. BMW AG, Mai 1942, abgerufen am 29. Dezember 2015 (Ersatzteilliste für alle Bauserien mit Bildern, 99 Seiten). 

Einzelnachweise

  1. Fred Jakobs: BMW R 4. (PDF) Der erste käufliche Geländesportler von BMW. In: BMW Geschichte. BMW AG, 2006, S. 40–43, abgerufen am 29. Dezember 2015 (Mobile Tradition live, 03.2006). 
  2. a b Handbuch für BMW-Räder, Typ R 2 und R 4. In: BMW Geschichte. BMW AG, September 1933, abgerufen am 29. Dezember 2015 (Handbuch mit Bildern, 71 Seiten). 
  3. Handbuch für die BMW-Räder, Baumuster R 2, R 3 und R 4. In: BMW Geschichte. BMW AG, Februar 1939, abgerufen am 29. Dezember 2015 (Handbuch mit Bildern, 57 Seiten). 
Zeitleiste BMW-Vorkriegsmotorräder
Klasse Typ 1920er 1930er 1940er
3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5
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R 23
Sportmotorrad R 39
bis 500 cm³ Tourenmotorrad R 32 R 42 R 52 R 4
R 3 R 35
Sportmotorrad R 37 R 47 R 57 R 5 R 51
bis 750 cm³ Tourenmotorrad R 62 R 11 R 12 R 71
R 6 R 61
Sportmotorrad R 63 R 16 R 17 R 66

Prototypen, Rennmotorräder R 7 R 36
WR 750 R 51 RS

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R 75 Gespann
V
Ältere BMW-Motorräder
Vorkriegszeit
Einzylinder

R 39R 2R 3 • R 4 • R 35R 20R 23R 36 (Prototyp)

Boxer

R 32R 37R 42R 47R 52R 57R 62R 63R 11R 16R 7 (Prototyp)R 12R 17R 5R 6R 51R 61R 66R 71WR 750 (Rennmotorrad)RS 500 Kompressor

Zweiter Weltkrieg

R 75 Gespann (Wehrmachtsgespann)

Nachkriegszeit

R 10 (Prototyp) • R 24R 25R 25/2R 25/3R 51/2R 51/3R 67/2R 68

Vollschwingen-BMW
1955–1969

R 26R 27R 50RS 54 (Rennmotorrad)R 60R 69R 50/2R 60/2R 50 SR 69 S

„Strich-Fünfer“
1969–1973

R 50/5R 60/5R 75/5

„Strich-Sechser“
1973–1976

R 60/6R 75/6R 90/6R 90 S

„Strich-Siebener“
1976–1985

R 60/7R 75/7R 80/7R 100/7R 100 SR 100 RSR 100 RTR 100 CS

„Kleine“ Zweiventil-Boxer
1978–1985

R 45R 65R 65 SR 65 GS

Zweiventil-Boxer
1980–1997
Vierventil-Boxer (1. Generation)
1993–2006

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Vierventil-Boxer (2. Generation)
2004–2013

R 1200 SR 1200 STR 1200 GSR 1200 GS AdventureR 1200 RR 1200 RT

Vierventil-Boxer (R nineT)
2014-2023

R nineTR nineT PureR nineT ScramblerR nineT RacerR nineT Urban G/S

Wasser-Boxer (1. Generation)
2013–2019

R 1200 GSR 1200 GS AdventureR 1200 RTR 1200 R

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seit 1993
K-Baureihe (Reihenmotor)
seit 1983
Dreizylinder

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Vierzylinder

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Siehe auch: Liste von Radfahrzeugen der Wehrmacht
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