Martin Johann Schmidt

Selbstporträt des Künstlers (Federzeichnung von 1790)
Charakteristisches Spätwerk, in dem jedes Detail in wie zufällig wirkenden Pigmentspritzern zerfließt: „Die Enthauptung der Hl. Katharina“, 1791, Studie für ein so nicht ausgeführtes Altarblatt für den Dom zu Brünn, Tschechien. Feuchtmüller (1989), WV Nr. 945
„Maria, Hilfe der Christen“, 1755, Marienaltar in der Pfarrkirche von Waizenkirchen (OÖ)
Wohnhaus in Stein an der Donau

Martin Johann Schmidt, genannt der Kremser Schmidt, (* 25. September 1718 in Grafenwörth; † 28. Juni 1801 in Stein an der Donau) war neben Franz Anton Maulbertsch der herausragendste Maler des österreichischen Spätbarock/Rokoko. Gleichzeitig ist er wohl der einzige aus Niederösterreich stammende Barockmaler internationalen Formats.

Leben und Werk

Er war der Sohn des Bildhauers Johannes Schmidt und Schüler Gottfried Starmayrs. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte Schmidt in Stein, von wo aus er hauptsächlich an Kirchen und Klöstern der Umgebung arbeitete. Einflüsse im Werk finden sich vor allem von Rembrandt van Rijn, Jacob van Schuppen sowie den Freskanten Paul Troger und Daniel Gran. Sein Wohnhaus in Stein hat sich bis heute erhalten.

Aufgrund persönlicher Kontakte zur Akademie der bildenden Künste erhielt er die ersten großen Aufträge für die Pfarrkirche in Stein (1751) und die (heutige) Piaristenkirche in Krems an der Donau (1756). Obwohl er keine akademische Kunstausbildung genossen hatte, wurde er 1768 (und zwar als Historienmaler) in der Wiener Akademie aufgenommen – die Aufnahmestücke ‹Schiedsspruch des Midas› und ‹Die Schmiede des Vulkan› befinden sich heute in der Österreichischen Galerie Belvedere in Wien. Seine Domäne waren jedoch hauptsächlich Andachts- und Altarbilder (etwa in der Klosterkirche Scheibbs). Nicht zuletzt seine zum Teil recht volkstümlichen Motive verhalfen ihm bereits zu Lebzeiten zu großer Beliebtheit. Darüber hinaus war er ein bedeutender Zeichner und hinterließ zahlreiche Radierungen. Darin finden sich Anklänge an Rembrandt van Rijn.

Seine Bilder sind in warmen Hell-Dunkel-Tönen gehalten, ab den 1770er Jahren gewinnen sie ein kräftiges Kolorit und eine in der Epoche ungewöhnliche Farbgebung. Darin erinnern sie an Franz Anton Maulbertsch. Während Maulbertsch in seinem Spätwerk jedoch zum sich etablierenden Klassizismus fand, blieb Schmidt bis zuletzt der spätbarocken Bildauffassung verpflichtet. Dies korrespondiert auch mit einer gerade zu dieser Zeit gesteigerten persönlichen Religiosität.

In den 1780er Jahren befasste er sich wieder mit mythologischen Motiven und Genreszenen. Schmidts private Leidenschaft galt der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts. Ohne Auftrag schuf er Genreszenen und Charakterköpfe im niederländischen Stil auf Papier nach Rembrandt, Ostade, Callot und anderen Künstlern dieser Epoche. Diese Blätter sind auch als Vorlagen für den Schülerkreis nachweisbar.[1] Einige dieser Arbeiten wurden von Ferdinand Landerer bearbeitet und als Kupferstiche veröffentlicht. Diese Arbeiten trugen ihm den Beinamen niederöstreichischer Rembrandt ein.

Nicht zuletzt aufgrund seines langen Lebens ist die Liste seiner Werke sehr umfangreich. Die Hauptwerke des Meisters befinden sich in der Gemäldegalerie des Stiftes St. Paul in Kärnten. Es sind dies vor allem großformatige Bilder – darunter das berühmte Abendmahl (227 × 391 cm). Kleinere Arbeiten befinden sich in größerer Zahl in den Stiften Göttweig und Seitenstetten.

Werke

Hoch- und Seitenaltarbilder in der Klosterkirche St. Barbara in Scheibbs

Schüler / Werkstatt

Die Schüler von Martin Johann Schmidt setzen das Œuvre ihres Meisters fast identisch fort, so dass eine Unterscheidung der Werke sowohl für den Laien als auch für den Fachmann oftmals schwer ist.[3]

  • Anton Mayer (* ca. 1777; † 1852)
  • Leopold Mitterhofer
  • Andreas Rudroff
  • Andreas Kitzberger

Trivia

Der Name Kremser Schmidt wird zur Unterscheidung vom weniger bekannten Namensvetter Johann Georg Schmidt verwendet. Letzterer wird auch Wiener Schmidt genannt.

Literatur

  • Fritz Dworschak, Rupert Feuchtmüller, Karl Garzarolli-Thurnlackh, Josef Zykan: Der Maler Martin Johann Schmidt genannt „Der Kremser Schmidt“ 1718 – 1801. Österreichische Staatsdruckerei, Wien 1955.
  • Rupert Feuchtmüller: Der Kremser Schmidt. 1718–1801. Monographie und Werkverzeichnis, Wien 1989, ISBN 3-7022-1689-8.
  • Hans Frühwirth: Ihre Liebe galt Krems. Kulturamt der Stadt Krems, Krems 1997, ISBN 3-901664-01-9
  • Karl Garzarolli-Thurnlackh: Das graphische Werk Martin Johann Schmidt’s (Kremser Schmidt), 1718–1801. Zürich 1925.
  • Hermann Arthur Lier: Schmidt, Martin Johann. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 32, Duncker & Humblot, Leipzig 1891, S. 3 f.* Peter Prange: Schmidt, Martin Johann. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, ISBN 978-3-428-11204-3, S. 205 f. (Digitalisat).
  • Constantin von Wurzbach: Schmidt, Martin Johann. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 30. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1875, S. 291–299 (Digitalisat).

Weblinks

Commons: Martin Johann Schmidt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Eintrag zu Martin Johann Schmidt im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
  • Literatur von und über Martin Johann Schmidt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Martin Johann Schmidt (Kremser Schmidt) in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich)
  • Der „Kremser Schmidt“Künstler, Bürger und Familienvater Artikel auf der Seite des Bundesdenkmalamtes
  • Werke von Martin Johann Schmidt in: Digitales Belvedere

Einzelnachweise

  1. Fritz Dworschak et al., 1955, S. 96.
  2. Dehio Niederösterreich nördlich der Donau 1990, Moritzreith, Filialkirche Heiligste Dreifaltigkeit, S. 758f.
  3. Fritz Dworschak: Krems, Stein und Mauter. Filser Verlag, 1928, S. 12.
Normdaten (Person): GND: 118892983 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n84067615 | VIAF: 227072920 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Schmidt, Martin Johann
ALTERNATIVNAMEN Schmidt, Kremser; Schmitt, Kremser
KURZBESCHREIBUNG österreichischer Maler des Rokoko
GEBURTSDATUM 25. September 1718
GEBURTSORT Grafenwörth, Niederösterreich
STERBEDATUM 28. Juni 1801
STERBEORT Stein an der Donau (heute zu Krems)